Ein Jahr begleiten, viel lernen
Ich betreue jetzt seit zwei Jahren Studentenprojekte im Bereich Budgetkonsolidierung. Ehrlich gesagt hatte ich anfangs unterschätzt, wie chaotisch das werden kann. Man denkt, Studierende bekommen eine Aufgabe, arbeiten sich durch und präsentieren am Ende. Tatsächlich sieht es eher so aus: Zwei Wochen Orientierungslosigkeit, dann plötzlich übertriebener Ehrgeiz mit unrealistischen Zielen, gefolgt von einer Phase der Ernüchterung.
Das interessanteste Projekt aus 2025 beschäftigte sich mit der Zusammenführung von Budgets aus drei verschiedenen Abteilungen einer mittelständischen Organisation. Die Gruppe startete mit großen Plänen für eine vollautomatisierte Lösung. Nach einem Monat stellten sie fest, dass die Datenformate so unterschiedlich waren, dass Automatisierung keinen Sinn ergab. Also wechselten sie zu einem manuellen Analyse-Ansatz mit klaren Dokumentationsstandards.
Der Moment, als die Gruppe erkannte, dass ihre ursprüngliche Idee nicht funktioniert, war eigentlich der wertvollste Teil des ganzen Projekts. Danach wurde die Arbeit fokussierter und realistischer.
Was mich immer wieder überrascht: Die praktischen Probleme, die auftauchen. Eine Gruppe arbeitete letztes Jahr an Budget-Optimierung für Haushalte und musste feststellen, dass die meisten Menschen ihre Ausgaben nicht so kategorisieren, wie es theoretisch sinnvoll wäre. Also entwickelten sie ein flexibles Kategoriesystem, das sich an tatsächliches Verhalten anpasst.
Die Projekte laufen über 16 Wochen. Erste vier Wochen: Recherche und Planung. Nächste acht Wochen: Praktische Arbeit mit regelmäßigen Anpassungen. Letzte vier Wochen: Dokumentation und Präsentation. Zwischendurch gibt es wöchentliche Check-ins, wo Teams ihre Fortschritte und Probleme besprechen. Diese Gespräche sind oft produktiver als die eigentliche Projektarbeit, weil dort die echten Herausforderungen auf den Tisch kommen.
Nicht jedes Projekt führt zu verwendbaren Ergebnissen. Manche Gruppen kämpfen bis zum Ende mit grundlegenden Problemen. Aber selbst diese Projekte zeigen den Teilnehmenden, wie komplex echte Finanzkonsolidierung sein kann – und das ist eine wichtige Erkenntnis für die spätere Berufspraxis.


